Angenehm mit wenig Gesellschaft
Kaiserslautern. Ein anderer Hammarbyare ist nicht genauso entzückt von der Region deren Einwohner als die „Bauern Deutschlands“ bezeichnet werden.
Sport-Expressen machte sich auf den Weg nach Kaiserslautern und traf dort einen gesellschaftkranken Björn Runström.
Bis jetzt haben wir einen guten Tag bei Björn verbracht als er sagt:
- Ich muss jetzt Geld ausgeben gehen, es gibt ein paar Sachen die ich brauche. Das wird jetzt tatsächlich der Höhepunkt der Woche.
20 Minuten später fahren wir auf den Parkplatz vorm Edeka Center. Ich leihe Björn einen Euro für den Einkaufswagen und wir gehen in den Supermarkt in dem die Gänge vollgestopft von Freitagsmittagseinkaufenden Deutschen sind. Björn kauft Milch, Brot, Coca-Cola und Bier. Dann fahren wir wieder zurück zu ihm nach Hause. Der Höhepunkt der Woche ist schon wieder vorbei.
Als wir uns seinem Haus nähern piept sein Handy. Eine SMS.
- Yes! Jemand denkt immer noch daran, dass ich dieses Teil besitze.
Hoffentlich ist das nicht nur sein Vater.
Im Garten neben Björns Garten spielen ein paar Kinder. Sie sind vielleicht 10. Schon ein paar mal haben sie an der Tür ihres schwedischen Nachbarn geklingelt. Einmal kamen sie vor der Schule vorbei und weckten den Fussballprofi. Da war ihm nicht gerade zu spielen zumute. Jetzt hat er es sich anders überlegt.
- Man sollte sie vielleicht in den Fischteich schubsen. Glaubst du sie würden das mögen? Ich glaube ja, dass man gut mit wenig Gesellschaft leben kann.
Wieviel Geld hast du in Kaiserslautern schon für Kleidung augegeben?
- Null Kronen und null Öre
Erst wurde Björn für 2 Monate nach Luton ausgeliehen, dann nach der vergangenen Saison zeigte Kaiserslautern Interesse. Der Club befand sich in der Vorbereitung für die 2.Bundesliga.
Björn wusste nichts über die Stadt und biss trotzdem an. Jetzt ist er seit letztem Sommer hier.
- Ich habe nichts über Kaiserslautern gewusst aber ich dachte mir, zum Teufel, ich will spielen. Man muss sich was trauen im Leben. Nicht rumsitzen und hinterher etwas bereuen.
Nicht sein Typ von Ort
Kaiserslautern ist die Enttäuschung der Liga und muss sich darauf einstellen nicht in die nächsthöhere Liga aufzusteigen. Für Björn gab es Höhen und Tiefen.
- Ich durfte viel spielen. Ich habe 2x in der Liga und 3x im Pokal getroffen.
Habt ihr viele Zuschauer?
- Das variiert. Zu einem Spiel kommen 40.000, zu einem anderen Spiel 20.000 Zuschauer. Aber es ist ein tolles Stadion und der Druck ist hoch. Das Stadion oder Zuhause sind Sachen die ich an Kaiserslautern mag.
Björn weiß, dass er privilegiert ist als Vollzeit-Fussballprofi zu arbeiten. Er weist auch darauf hin, dass es ihm in Kaiserslautern an nichts fehlt. Es ist einfach nur nicht…sein Typ von Ort. Es beginnt damit, dass Kaiserslautern keine große Stadt ist. Hier wohnen 100.000 Menschen aber es fühlt sich weniger an. Das Zentrum besteht aus ein paar Einkaufspassagen und es gibt einen Stripclub- der originellerweise neben einem Friseursalon platziert ist. Hier befindet sich wenig was aus dem ländlichen Bild ausbrechen kann.
Kaiserslautern liegt in Rheinland-Pfalz, dessen Einwohner als die „Bauern Deutschlands“ bekannt sind.
- Das habe ich nicht gewusst, aber man fragt sich schon weshalb, sagt Björn. Wenn ich durch die Stadt gehe erinnert mich nichts an Zuhause.
Es werden wohl kaum die peruanischen Panflötenmusiker sein die vor Åhléns „Bridge over the Mountain“ spielen, die er an Stockholm vermisst.
- Ich gehe kaum raus, sagt er und setzt sich auf sein braunes Sofa vor dem ein gigantischer Flatscreen-TV platziert ist auf dem gerade ein altes Spiel zwischen Roma und Livorno läuft.
Björns Liebe zu Italien ist stark. Er fährt gerne dorthin auch wenn er nur freie Tage hat und ist froh wenn er in Kaiserslautern in einem italienischen Restaurant essen gehen kann.
- Roma Channel ist mein Lieblingssender. Ich liege hier und sehe alles an was zurzeit mit dem Verein vor sich geht. Spiele, Trainings, alte Spiele. Ich habe kein deutsches Fernsehen. Was soll ich damit machen? Nur eine Menge Scheisse die da kommt. Ansonsten ist das Sofa ein guter Freund. Ich verbringe ca 8 Stunden täglich auf ihm. Ich glaube ansonsten… Hast du den Film Cast Away mit Tom Hanks gesehen? Als er mit dem Ball spricht weil er niemanden anderen zum reden hat? Jawohl, so einen Ball habe ich auch hier zuhause. Aber den hab ich versteckt als du kamst.
Einen Tag bevor Björn mich zu sich eingeladen hat habe ich Per Nilsson getroffen der auch Profi in der 2. Bundesliga ist. Er spielt in dem kleinen Ort Hoffenheim nicht unweit von Kaiserslautern und fühlt sich dort sehr wohl. Björn Runström sieht zunächst geschockt aus als ich ihm das erzähle.
- Wie macht er das? Obwohl, er ist aus Sundsvall, oder? Dann hat er nicht so hohe Ansprüche wie ich (Björn ist aus Stockholm)
Er hat dort eine Lebenspartnerin und kümmert sich sehr um sie.
- Wenn ich eine Lebenspartnerin hätte würde ich mich auch um sie kümmern. Zum Teufel. Aber solange man alleine wohnt ist das Handy eines besten Freund.
Aber hast du dich nicht mal ein wenig umgeschaut?
- Umgeschaut? Hast du deutsche Frauen gesehen? Und hier in Kaiserslautern befinden sich fast keine jungen Frauen. Das ist wahr. Kaum Menschen zwischen 20 und 25. Ich glaube die Leute ziehen von hier weg, kommen dann später zusammen und bauen dann ein Haus.
Du machst das umgekehrt.
- Ja, haha. Ich bin in meinen besten Jahren und habe mir ausgesucht in einer Stadt zu leben in der ich nicht ausgehe. Aber so ist das eben als Fussballprofi. Es kann kommen was will und man muss versuchen sich beizubringen nichts ungeachtet zu lassen.
Kannst du dir vorstellen wieder heimzukommen?
- Nein, Schweden wird es nicht werden. Ich denke immer: nicht aufgeben. Ich denke: dranbleiben. Nicht aufgeben.
Du bist offen für das was kommt?
- Du hast jetzt gesehen wie ich hier lebe. Ich habe keine Ahnung wo ich in einem Jahr sein werde. Du wirst mich irgendwo finden.
